Jostenbänder – gewebte Kostbarkeiten

Seitdem ich webe, üben die schmalen handgewebten Bänder mit ihrem unerschöpflichen Vorrat an Mustern eine große Faszination auf mich aus.

Ich habe mehrere Techniken ausprobiert und viele Muster gewebt. Eine gute Quelle der Inspiration war hier für mich das Buch „The Weaver's Inkle Pattern Directory“ von Anne Dixon.

Es stellte sich heraus, daß es die Jostenbänder (auf englisch: baltic style patterned bands) sind, die mich von allen Techniken bisher am meisten begeistern. Jostenbänder wurden und werden in den Ländern rund um die Ostsee gewebt. Aufgrund der Webtechnik gibt es eine große Vielzahl an Mustern. „Jost“ ist altpreußisch und bedeutet „Gürtel“, was schon ein erster Hinweis auf die Verwendung dieser Bänder ist. Weitere interessante Informationen findet man auf der Seite http://www.gewebte-baender.de

Außerdem erwarb ich das Buch „Ostpreußische Jostenbänder“ von Irene Burchert und webte daraus mehrere Muster, wobei ich mich für eine Anzahl von 9 Musterfäden entschied.

Beim Weben fand ich heraus, dass die geraden, geometrischen Muster und die Sterne die größte Anziehungskraft auf mich ausübten.

Für die Musterfäden wählte ich schwarz, für das Grundgewebe weiß – also schwarz-weiß, was meiner schon vor einigen Jahren gewählten Interpretation der Weberei entspricht. Aber ich liebe es auch, hier und da ein paar Farbkleckse einzustreuen. Also wählte ich für die beiden Ränder des Bandes und für das Schußgarn hellblau. Der Kontrast von Schwarz und Weiß läßt die Muster deutlich hervortreten. Das Hellblau gibt dem Band ein lebhaftes, leicht meliertes Aussehen.

Einige Zentimeter habe ich allerdings erst mit weißem und dann mit schwarzem Schußgarn gewebt, um den Unterschied zu sehen. Die Bilder, die jeweils die Vorder- und die Rückseite zeigen, machen deutlich, daß ein Wechsel des Schußgarnes ein ganz anderes Aussehen des Bandes bewirkt.

weißes Schußgarn - Vorderseite

weißes Schußgarn - Rückseite

schwarzes Schußgarn - Vorderseite

schwarzes Schußgarn - Rückseite

Ich habe festgestellt, daß das Muster am klarsten ist, wenn es mit dem größten Teil der Musterfäden gebildet wird, der schon in der oberen Kettlage liegt. Man hat dadurch auch etwas weniger Arbeit, da man nur wenige Fäden in die jeweils andere Kettlage bringen muß. Darauf weist auch Irene Burchert in ihrem Buch schon hin. Bei diesen beiden Bändern unten im Bild ist gut zu erkennen, wo die meisten Musterfäden schon in der richtigen Kettlage sind und wo nicht. Bei dem oberen Band ist das Muster viel deutlicher zu sehen und vor allem auch besser proportioniert.

Bei der Wahl des geeigneten Webgarnes muß beachtet werden, daß sowohl das Kettgarn, als auch das Schußgarn beim Weben von Bändern stark beansprucht wird, so daß sich nicht jedes Garn dafür eignet. Mit feinen, nicht zu weich gezwirnten Garnen aus Wolle, Baumwolle oder Leinen lassen sich schöne Jostenbänder weben.

Für dieses Band habe ich Häkelbaumwolle, Stärke 20, Lauflänge 400 m/ 50 g von Anchor verwendet. Es ist robust, fest gezwirnt und deshalb ideal für das Weben von Bändern. Damit fiel es mir leicht, die Breite des Bandes gleichmäßig zu halten. Und die Muster kommen gut heraus.

Hier zeige ich noch weitere Möglichkeiten der Verwendung eines Jostenbandes.

Uhrenarmband

Bindeband für einen Vorhang

Aufhänger für Handtücher

Fotos: eigene Aufnahmen

Literatur:

1. „The Weaver's Inkle Pattern Directory“ von Anne Dixon

ISBN: 978-1-59668-647-2

2. „Ostpreußische Jostenbänder“ von Irene Burchert

ISBN: 978-3-89876-364-6

3. http://www.gewebte-baender.de