In der Begrenzung liegt Freiheit

In einer neuen Ausstellung präsentierte ich vom 31.08. – 15.09.2024 gewebte Bilder in der Galerie im Kulturzentrum Hofgut Reinheim.

Wie ist der Titel „In der Begrenzung liegt Freiheit“ entstanden?

Der etwas ungewöhnlich anmutende Titel ist das Ergebnis aus meinen Beobachtungen während des Webens. Er weist auf den Möglichkeitsspielraum hin, den ich in meinem künstlerischen Schaffen habe, denn schon auf Grund des Herstellungsverfahrens meiner Werke, das Weben, sind mir Grenzen auferlegt. Ein Gewebe wächst im Webstuhl von unten nach oben und nur langsam, Faden für Faden. So entstehen beim Weben eines Bildes die Fläche und das Motiv zur selben Zeit, wobei immer nur ein kleiner Ausschnitt davon zu sehen ist.
Darüber hinaus habe ich für den größten Teil meiner Arbeiten vornehmlich die Farbkontraste Schwarz und Weiß aus einem Farbenspektrum, das eigentlich grenzenlos ist, ausgewählt. Indem ich diese Grenzen annehme und mich mit ihnen auseinandersetze, gewinne ich eine Freiheit, mich innerhalb solcher Vorgaben schöpferisch frei zu bewegen und meine gewebten Werke phantasievoll zu gestalten. Daraus sind u. a. großformatige Bildgewebe entstanden, für deren Motive Reiseeindrücke sowie Beobachtungen aus der alltäglichen Umgebung für mich eine reiche Inspirationsquelle waren.

 


Die Transparentgewebe, die ich in Leinen gewebt habe, schweben leicht und scheinbar schwerelos im Raum. Sie erinnern an Bleistiftzeichnungen, die ich als Vorlage auch tatsächlich angefertigt habe. Diese habe ich auf die zu webende Größe vergrößert und danach von der Papierzeichnung auf Stoff übertragen, den ich dann unter den Kettfäden befestigt habe. Wie der Maler auf Papier habe auch ich verschiedene Grauschattierungen in meinen Bildern eingesetzt. Dafür habe ich mit feinem schwarzen und weißen Leinengarn in unterschiedlichen Anteilen gewebt.


Bei den Wandteppichen in Wolle habe ich die beiden Kontraste schwarz und weiß in der clasped-weft-Technik verwebt, einer Technik, bei der ich die zwei, von beiden Seiten kommenden Schusseinträge, in jeder Reihe so umeinander geschlungen habe, dass ich verschiedene Figuren entstehen lassen konnte. Die Technik erlaubt es jedoch nur, übereinanderliegende Figuren zu weben. Nebeneinanderliegende sind nicht möglich, jedenfalls nicht, wenn ich nur mit zwei Schiffchen, die von je einer Seite kommen, webe. Diese für Bildgewebe recht eng gesteckten Grenze fand ich so interessant, dass ich weiter geforscht habe, welche Figuren ich damit weben kann. Ich wollte wissen, ob ich nur einzelne Figuren weben kann oder vielleicht sogar ganze Bilder.

Die Beschränkung auf nur wenige Farben und Gestaltungsmöglichkeiten bergen für mich ein hohes Potential, um meinen Einfallsreichtum frei entfalten zu können. Ich habe mich auf eine Entdeckungsreise begeben, die nicht so schnell beendet sein wird.