Ich beginne mit dem Chevron Design, weil es von Anfang an die beidseitige Geschicklichkeit der Hände trainiert, was später noch oft gebraucht wird.
Du brauchst (das gilt für alle Kurse dieser Reihe):
- 4 Schärklammern (Schraubzwingen sind auch geeignet)
- 1 Maßband
- 1 Behältnis für das Garn
- 2 Stäbe (für die schmalen Bänder dieser Tutorials eignen sich Bleistifte bestens)
- 2 Abbindeschnüre
- 2 Sicherheitsnadeln, ca. 4 cm lang
- 1 Schere
optional:
- 1 Fußbank oder
- 1 Stuhl mit einer leiterähnlichen Rückenlehne
Material: reine Schafwolle mit einer Lauflänge von 120 m pro 100 g in den Farben dunkelbraun, pink, altrosa und weiß
Zu Beginn webst du mit einem dicken Garn. Wenn du später mehr Übung im Fingerweben hast, kannst du auch mit feinerem Garn weben
Für das Chevron Design werden mehrere Farben symmetrisch angeordnet. Zum Beispiel in der Folge A-B-A oder A-B-C-B-A usw. Du musst darauf achten, dass der jeweils mittlere Streifen, also Farbe B, bzw. Farbe C, immer aus einer geraden Anzahl von Fäden besteht. Die Farben rechts und links neben der Mitte dürfen auch eine ungerade Fadenanzahl haben.
Für mein Band habe ich die Fäden in folgender Reihenfolge geschärt: 4 F dunkelbraun, 3 F pink, 4 F altrosa, 6 F weiß (= Mitte), 4 F altrosa, 3 F pink, 4 F dunkelbraun
Das entspricht dem Schema A-B-C-D-C-B-A.
Vorbereitung - Fäden schären:
Mit Hilfe von Schärklammern oder auch Schraubzwingen, die du im erforderlichen Abstand voneinander am Tisch befestigst, gelingt es Dir, alle Fäden in exakt der gleichen Länge zu schären.
Befestige an der Tischkante 2 Schärklammern in einem Abstand voneinander, der etwa 30 – 40 % größer ist, als die gewünschte Länge deines Bandes. Zwei Schärklammern bringst Du mittig zwischen den beiden Endschärklammern an. Das dient erstens zur Bildung des Fadenkreuzes, was Dir später beim Aufwickeln der Fäden auf den ersten Stab, den Trennstab, hilft. Zweitens ist somit die Mitte des Bandes festgelegt, denn Du webst von der Mitte aus zu den beiden Enden.
Lege ein Garnknäuel der ersten Farbe (für mein Band ist das dunkelbraun) in das Behältnis, das du auf den Boden etwa in die Mitte zwischen Anfangs- und Endschärklammer stellst. An den Fadenanfang knotest Du eine Schlaufe, die du um die Klammer ganz links legst. Nun führst du den Faden von der ersten, zwischen der zweiten und dritten Klammer hindurch, bis zur letzten Klammer ganz rechts. Das entspricht der erforderlichen Fadenlänge.
Auf dem Rückweg kreuzt du den Faden zwischen der dritten und der zweiten Klammer zum darunterliegenden Faden.
Auf diese Weise schärst du 4 Fäden in dunkelbraun. Schneide den Faden nicht ab, denn den brauchst du gleich wieder.
Fahre so fort bis zur Mitte (in meinem Fall weiß). Das heißt: 3 F pink, 4 F altrosa und 6 F weiß. Den weißen Faden, mit dem du den mittleren Streifen geschärt hast, kannst du direkt an der rechten Endschärklammer abschneiden, denn die Farbe kommt in deinem Band nur einmal vor. Jetzt nimmt du in umgekehrter Reihenfolge die anderen Farben wieder auf und schärst dieselbe Anzahl der Fäden, wie in der ersten Hälfte.
Ziehe den Faden beim Schären nicht zu straff, sondern führe ihn eher locker in der Hand, sonst fehlen dir am Ende ein paar Zentimeter.
Den letzten geschärten Faden schneidest du an der linken Endschärklammer ab.
Binde die fertig geschärten Fäden vor der rechten Schärklammer fest ab, damit sie sich nicht verschieben können.
Das Ende an der linken Schärklammer schneidest Du auf.
Jetzt nimmst Du einen Stab oder einen Bleistift und wickelst jeden einzelnen Faden einmal um diesen herum, um ihn gegen seine Nachbarfäden zu trennen. Das Fadenkreuz zwischen den beiden mittigen Schärklammern hilft dir jetzt dabei, die Fäden in der richtigen Reihenfolge aufzunehmen.
Binde das Fadenbündel jetzt auch kurz hinter dem Trennstab ab, um ein Verschieben der Fäden zu verhindern.
Danach bildest du mit deinen Fingern schon das erste Fach. Nimm dafür das ganze Fadenbündel in die rechte Hand und ziehe es straff. Mit der linken Hand drückst du die Fäden abwechselnd herunter und hebst sie hoch, d.h. den ersten Faden herunter, den zweiten Faden hoch usw. Sichere das bereits gebildete Fach mit deinem linken Zeigefinger. Lege dann den zweiten Stab, den Fachstab, in das Fach und binde ihn am Trennstab fest.
Nun kannst Du die Abbindung an der rechten Schärklammer lösen und auch das zweite Ende aufschneiden.
Weben der ersten Bandhälfte:
Stecke das Fadenbündel an der Abbindung an deinem Hosenbein (Jeans oder eine andere stabile Hose) mit einer Sicherheitsnadel so fest, dass der Fachstab zu dir schaut.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass mit diesem Design von Anfang an die Beidseitigkeit der Hände trainiert wird. Denn Du webst einmal nach rechts und einmal nach links. Das heißt, eine Webreihe besteht aus zwei Hälften.
Nimm dir den mittleren weißen Farbstreifen und teile ihn in zwei Hälften. Das heißt 3 Fäden liegen links, 3 Fäden rechts. Um nach rechts zu weben, nimm den ersten Faden, d.h. den am weitesten rechts liegenden Faden der linken Hälfte in die linke Hand. Die gesamte rechte Hälfte der Fäden nimmst du in die rechte Hand und hältst sie etwas straff. Um dir das Bilden des neuen Faches zu erleichtern, schiebe deinen rechten Zeigefinger in das alte Fach, das am Anfang ja durch den Fachstab gegeben ist. So liegen alle Fäden schön nebeneinander, und du kannst gut sehen, welcher Faden als nächstes gehoben bzw. gesenkt werden muss.
Bilde nun das neue Fach, indem du, im Gegensatz zum vorhergehenden Fach, den folgenden Faden hebst, den nächsten Faden herunter drückst. Gehe in diesem Wechsel bis zum äußersten Faden am rechten Rand. Lege den ersten Faden der linken Hälfte des mittleren Farbstreifens in dieses Fach und lege ihn nach oben. Wickle ihn ein paar Mal um den Fachstab herum, damit er in dieser Position bleibt.
Für die zweite Hälfte der ersten Reihe gehst du genau spiegelverkehrt vor: Nimm den ersten Faden der rechten Hälfte in die rechte Hand, das gesamte linke Fadenbündel in die linke Hand, schiebe den linken Zeigefinger in das alte Fach und bilde auch hier das neue Fach bis zum äußersten Faden auf der linken Seite, indem du den folgenden Faden senkst, den nächsten Faden hebst usw. Lege den ersten Faden der rechten Hälfte in dieses Fach und wickle ihn mehrere Male um den Fachstab herum, um ihn zu sichern. Damit hast du die erste Reihe gewebt.
Die zweite Reihe webst du genau wie die erste. Der erste Faden der linken Hälfte wird nachts rechts gewebt. Um dir das Bilden des neuen Faches zu erleichtern, schiebe wieder deinen rechten Zeigefinger in das alte Fach, das nun durch die vorhergehende Reihe gebildet wird. Hast du alle Fäden in die neue Position gebracht, ziehe die beiden Ebenen etwas auseinander, um den vorhergehenden Webfaden dicht an dein Gewebe zu schieben.
Lege den Faden in das neue Fach, wickle den oben liegenden Faden vom Fachstab ab und lege ihn unter den neuen Faden, denn der letzte dunkelbraune Faden liegt ja auf dem neuen Webfaden. Wickle nun den zweiten Webfaden ein paarmal um den Fachstab.
Die zweite Hälfte der zweiten Reihe webst du wieder entgegengesetzt: Der erste Faden der rechten Hälfte wird nach links gewebt. Da der letzte dunkelbraune Faden ganz links unter den neuen Webfaden zu liegen kommt, muss der Webfaden der ersten Reihe darüber gelegt werden. Wickle dann den neuen Webfaden wieder mehrmals um den Fachstab herum.
Bevor du mit der dritten Webreihe beginnst, schiebe die Fäden auf den beiden Stäben dicht zusammen, damit du ein schönes, dicht gewebtes Band erhältst. Dadurch musst du die Fäden der beiden ersten Reihen etwas heraus ziehen, da sie jetzt zu locker im Gewebe liegen. Um die gleichmäßige Dichte deines Bandes zu unterstützen, ziehe die beiden Fäden, die am Rand liegen, immer etwas straff, besonders aber den Faden, den du vom Fachstab unter bzw. über den neuen Webfaden legst. Dadurch rutschen die Längsfäden so dicht zusammen, dass die Webfäden nicht zu sehen sind. Schon nach ein paar Reihen siehst du, wie ein schönes, gleichmäßiges Zackenmuster entsteht.
Hast du ein paar Zentimeter gewebt, verschiebe dein Band weiter nach unten. Befestige es nun mit zwei Sicherheitsnadeln an deinem Hosenbein. Die kannst du jetzt nutzen, um darum die jeweils aktuellen Webfäden zu wickeln.
Wenn du eine Pause machst, schlinge um die Hälfte, in die als nächstes gewebt werden soll, eine Schlaufe, die du leicht wieder öffnen kannst, damit du dann, wenn du deine Arbeit wieder aufnimmst, weißt wo es weiter geht.
Auf diese Weise webst du bis zum Ende weiter. Lasse die Fadenenden lang genug, um noch Zöpfe flechten zu können, was dem Band einen schönen Abschluss gibt.
Es gibt so viele Möglichkeiten Zöpfe zu flechten, dass ich hier nicht näher darauf eingehen kann.
Du findest sicher ausführliche Anleitungen im Netz.
H A L B Z E I T
Du hast nun die erste Hälfte deines Bandes gewebt, und damit schon eine Menge geschafft.
Weben der zweiten Bandhälfte:
Um die zweite Hälfte weben zu können, drehe das Band einmal um 180° und stecke es wieder an deinem Hosenbein fest. Löse den Fachstab vom Trennstab und ziehe ihn heraus. Bevor du den Trennstab herausziehen kannst, trennst du die Fäden wie bei der ersten Bandhälfte in zwei Hälften, so dass die drei linken weißen Fäden links und die drei rechten weißen Fäden rechts zu liegen kommen.
Jetzt kannst du auch diesen Stab herausziehen. Ziehe die Schlaufen etwas glatt. Der Pfeil auf dem Foto ganz rechts zeigt dir, welchen Faden du jetzt als erstes nach rechts weben musst.
Nimm ihn in die linke Hand und bilde, wie für die allererste Reihe beschrieben, das neue Fach. Lege den Faden hinein und wickle ihn ein paarmal um die rechte Sicherheitsnadel.
Genauso gehst du in der anderen Richtung vor. Vergiss nicht, die beiden Ebenen jedesmal, wenn du ein neues Fach gebildet hast, etwas auseinander zu ziehen, um somit den jeweils vorherigen Webfaden dicht an das Gewebe zu schieben.
Ab der zweiten Reihe musst du wieder, wie in der ersten Bandhälfte, den um die Sicherheitsnadel gewickelten Faden unter den neuen Webfaden legen, wenn du nach rechts gewebt hast und darüber, wenn du nach links gewebt hast.
Nach nur ein paar gewebten Reihen siehst du schon, wie sich eine Raute bildet. Danach geht es im gewohnten Zackenmuster weiter.
Webe nun wieder bis zum Ende weiter und flechte Zöpfe aus der restlichen Länge der Fäden.
Et voilà! Dein erstes Band hast du erfolgreich gewebt. Ich empfehle, mehrere Bänder in diesem Design zu weben, wobei du viele verschiedene Farben ausprobieren kannst. Und schon bald haben sich deine beiden Hände daran gewöhnt, die Fäden sowohl in die rechte, als auch in die linke Richtung abwechselnd zu heben und herunter zu drücken.
Literatur:
Alta R. Turner: "Finger Weaving - Indian Braiding", USA
Gerald L. Findley: "Fingerweaving Basics", USA
Robert J. Austin: "A Manual of Fingerweaving", USA
"Finger Weaving - Keeping with Tradition", eine DVD von Sharon Ensminger und Jorja Calico
Fotos: Heiko Fritz, sowie eigene Aufnahmen
Der Kurs in Bildern.